Major George Juskalian

 

George Juskalian war am 28. Januar 1943 in Tunesien in Gefangenschaft geraten. Über die Zwischenstationen Capua und Moosburg an der Isar kam er Ende Februar nach Rotenburg, wo er und ca. 150 weitere amerikanische Offiziere bis Anfang Juni 1943 blieben, ehe sie nach Schubin im damaligen Westpreußen weitergeleitet wurden.

 

Von dort wurden sie Januar/Februar 1945 vor den einrückenden sowjetischen Truppen auf einen 40-tägigen Gewaltmarsch gesetzt, der sie über fast 700 km ins fränkische Hammelburg führte.Die Amerikaner wurden in Rotenburg von ihren britischen Mitgefangenen hartnäckig auf ihre Identität hin begutachtet, ehe Juskalian und eine Handvoll weiterer US-Offiziere in den seit Dezember 1942 laufenden Fluchttunnelbau einbezogen wurden.

 

In der Folgezeit erlebten die Amerikaner außerordentlich hilfsbereite britische Mitgefangene, berichtete Juskalian. Die Briten hätten sowohl mit ihnen Rot-Kreuz-Pakete geteilt als auch aufgrund ihrer langen Lagererfahrung das Know-how im geschickten Umgang mit dem Wachpersonal vermittelt.

 

Juskalians Erinnerung an das gemeinsame Tunnelgraben: „Ich meldete mich freiwillig, obwohl ich seit meiner Kindheit unter Klaustrophobie leide, als mich ein Freund zum Spaß in einer Holzkiste einsperrte. Wenn ich zurückblicke, frage ich mich, wie ich das bewerkstelligte. Manchmal in der Nacht, wenn ich darüber nachdenke, bricht mir der kalte Schweiß aus.“

 

Nach seiner Einschätzung hatte die Lagerkommandantur durch einen eingeschleusten Spion schon längere Zeit Kenntnis von dem Tunnelbau und habe für eine Weile Katz und Maus mit den Kriegsgefangenen gespielt.


George Juskalian kam 1914 als Sohn armenisch-türkischer Eltern auf die Welt, die Ende des 19. Jahrhunderts in die USA emigriert waren. 1967 ging er als Oberst in den Ruhestand, nachdem er 1948 im Koreakrieg und 1963/64 in Vietnam an vorderster Front gekämpft hatte. 1995 wurde das Postamt seines Wohnortes Centreville (Virginia) nach ihm benannt.

 

Im Sommer 1998 stattete George Juskalian, damals im 85. Lebensjahr, zusammen mit seinen Kindern, der Jakob-Grimm-Schule einen Besuch ab, bei dem er Volker Damm seine Erinnerungen an seinen Aufenthalt in Rotenburg schilderte. Dabei entstand das obige Farbfoto. Die Fotos auf der linken Seite zeigen Juskalian (links) zusammen mit einem anderen amerikanischen Kriegsgefangenen und als hochdekorierten Offizier ca. 1965.

 

Während die britischen und Commonwealth Kriegsgefangenen und auch die polnischen Gefangenen sehr umfangreich namentlich erfasst werden konnten, gilt dies nur für eine kleine Anzahl von Amerikanern.

 

Auf der Webseite www.w2pow.info wird Juskalian nicht dem Rotenburger, wohl aber dem Lager in Schubin (Oflag 64)  zugeordnet. Auf dieser Webseite sind jedoch die Namen von sechs weiteren US-Amerikanern mit Rotenburg verbunden: Henry L. Brown, Robert G. Cadilek, George Guy, Theodore R. John, Burl E. Merrill und Robert E. Savage. Die Deutschen hatten den Namen des Ortes germanisiert: von 1939 bis 1945 hieß Schubin (pl. Szubin) Altburgland.


Auf der Webseite www.oflag64.us sind weitere Namen von US-amerikanischen Offizieren genannt, die zu der Gruppe von 150 Kriegsgefangenen gehörten, die am 6. Juni 1943 von Rotenburg an der Fulda in das unter der Bezeichnung Oflag 64 neu eingerichtete Offiziersgefangenenlager in Schubin gebracht wurden.

 Es sind dies:

  • Lt. Jim Biggers
  • Lt. Robert Cheatham 
  • Lt. William Cory
  • Lt. Frank Diggs
  • Lt. Willard Duckworth
  • Lt. Howard Holder
  • Lt. Frank Hancock
  • Lt. Teddy Roggan
  • Lt. Alexander Ross