Rolex-Uhr von Leutnant Peter Hewlett

Leutnant Peter Hewletts Rolex

 

Im Auktionskatalog vom April 2007 wurde in New York von dem weltbekannten Auktionshaus CHRISTIE‘S eine Herren-Armbanduhr des Typs Oyster zum Schätzpreis von $ 6,000 - $8,000 angeboten.

 

In der Artikelbeschreibung hieß es: „Rolex, eine seltene und historisch interessante automatische Armbanduhr aus rostfreiem Stahl mit mittlerem Sekundenzeiger - zusammen mit Originaldokumenten. Herstellungsjahr: ca. 1941.“  Siehe Dokumente oben Mitte.

 

Nicht die Uhr als solche erklärt den phantastischen Schätzpreis, sondern die in der Auktionsankündigung genannten Originaldokumente. Diese wiesen aus, dass der ehemalige Besitzer der Uhr ein gewisser J. Peter Hewlett war. Dieser hatte die Uhr am 29. Juli 1942 als britischer Leutnant vom Gefangenenlager OFLAG IX A/H Spangenberg aus in Genf bestellt.

 

Dies steht in der Bestellbestätigung vom 21.10.1942, persönlich unterschrieben von Rolex-Chef H. Wilsdorf. Am 04.12.1942 teilte er mit, dass die Uhr an den Besteller verschickt worden sei. Als Wert nannte er die Summe von 290 Schweizer Franken und fuhr fort: „Aber, wie bereits erwähnt, während des Krieges brauchen Sie sich nicht um die Bezahlung zu kümmern.“

 

Die Kontrollstempel auf dem Briefkuvert und auf den Garantie-Urkunden weisen aus, dass Hewlett inzwischen ins Oflag IX A/Z in Rotenburg verlegt worden war. Rolex hatte 1942 eine Good-will-Aktion für britische Offiziere gestartet, um diesen einen Ersatz für die oft bei Gefangennahme konfiszierten Uhren zu verschaffen.

 

In den Genuss der Rolex-Uhren kamen nur britische Kriegsgefangene, der Hersteller vertraute deren Zahlungsmoral, die er dann nach Kriegsende auch bestätigt fand.

 

Hewletts 2007 bei Christie’s in New York versteigerte Rolex war nach vier Jahrzehnten Laufzeit nicht mehr funktionsfähig. 1987 teilte der Uhrenhersteller mit, dass es für das alte Modell keine Ersatzteile gebe und angesichts des Alters durch eine Reparatur ohnehin keine längerfristige Laufzeit zu erwarten sei (s. Brief vom 10.04.1987 rechts oben).

 

Die 1942 von Peter Hewlett erworbene Uhr hat den heutigen Verkehrswert von ca. 2.000 €.  1987 ließ sie sich nicht mehr reparieren. 2007, zwanzig Jahre später, hatte sie aufgrund ihrer historischen Bedeutung einen vielfachen Wert angenommen – nicht als Zeitanzeiger, sondern als Zeitdokument.

 

Ähnliche Sonderkonditionen für den Erwerb von Markenuhren boten im Gefolge von Rolex auch andere Hersteller an. In Großbritannien dagegen waren im Verlauf des Krieges gute Uhren zur Mangelware geworden. THE MARCH OF TIME - mit dieser Karikatur wird diese spezielle Konstellation aufs Korn genommen.