Leutnant Peter Conder - Kriegsgefangener & Vogelkundler

Er war schon in den ersten Junitagen 1940 bei St. Valery (Normandie) in Gefangenschaft geraten. Nachdem man ihn bis nach Laufen bei Salzburg geschafft hatte, verbrachte er den März 1941 im Lager Posen, April und Mai 1941 in Thorn. Von Juni bis September 1941 machte er Bekanntschaft mit Biberach, von Oktober 1941 bis September 1942 mit Eichstätt (Niederbayern). 

Ab 1. Juli 1943 war Rotenburg sein Domizil.Hier konnte er für knapp zwei Jahre seine in den vorigen Lagern begonnene systematische Erforschung der Vogelwelt fortsetzen. Das nahe der JGS gelegene Vogelwäldchen bot hervorragende Möglichkeiten für akribische Studien. Die Abhandlung über den Distelfink (goldfinch) wurde hier konzipiert.

 

Zunächst genervt von der räumlichen Enge in der JGS, war Peter Conder dann aber von den in Rotenburg möglichen Ausflügen auf Ehrenwort begeistert.Die hartnäckige Beschäftigung mit der Sprache der Vögel hatte Conder auch zu einem besonderen Wortschatz verholfen: „Über Vögel kann ich mich ganz gut auf Deutsch unterhalten, aber beim Themenwechsel komme ich heftig ins Schleudern“, schrieb er an seine Eltern. 

Im April 1945 nach England zurückgekehrt, machte sich Conder einen Namen als Ornithologe, er avancierte zum Chef der Royal Society for the Protection of Birds.Schon am ersten Tag des Evakuierungsmarsches, am 29. März 1945, flüchtete er, kurz hinter Schwarzenhasel, in einem Waldstück Richtung Rittershain/Rockensüß – zusammen mit Leutnant John Cripps und drei weiteren britischen Offizieren.

 

Vermutlich bei einem der Ausflüge auf Ehrenwort hatten sie von der wenig systemtreuen Einstellung des Pächters von Hof Guttels, Major a. D. Gustav Venema, erfahren. 4 Tage später erlebten die Geflüchteten in Guttels den Einmarsch der US-Army. Unter dem Titel „Birds in a Cage“ veröffentlichte der britische Journalist Derek Niemann 2012 eine Biografie über Peter Conder und drei weitere Ornithologen. Für alle Vier waren die Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft entscheidende Phasen ihrer leidenschaftlichen Naturstudien. Dies bringt auch der Buchuntertitel zum Ausdruck: „Die unwahrscheinlichen Anfänge des Schutzes der britischen Vogelwelt“.

 Die Zeichnungen sind aus Conders Tagebüchern (aufbewahrt im Edward Grey Institute of Ornithology in Oxford). Die Skizze seines Weges als Kriegsgefangener ist dem Buch von D. Niemann entnommen. Die Widmung für Peter Conder in der Holy Bible verweist auf einen schwedischen Absender.