Emile Wanty  (1895 -1986)


Der kleine Kreis um Oberstleutnant im Generalstab Emile Wanty (Foto auf der Ausstellungstafel) versuchte die militärischen und politischen Defizite zu ergründen, die dazu geführt hatten, dass König Leopold III. und die belgische Staats- und Armeeführung sich schon 18 Tage nach dem deutschen Überfall veranlasst sah, eine Kapitulationserklärung abzugeben.


Seit Dezember 1940 bemühte sich die kleine Gruppe um Wanty darum, den inneren Staatsaufbau, das Finanz- und Steuersystem ihres Landes zu durchleuchten. Die politischen Vorstellungen gingen in Richtung eines stark autoritär ausgerichteten Staates, Kritiker sehen eine Nähe zu einem Staatsmodell à la Mussolini und Salazar. Von ihren Rotenburger Kameraden wurden die Wantyleute distanzierend "Die Erneuerer“ (les rénovateurs) genannt. Nach Aussage einiger Mitgefangener fand die Wantygruppe in ihrem Rotenburger Umfeld wenig Gehör.


Fulda-Echo

Oberstleutnant Emile Wanty war der verantwortliche Herausgeber des Lagermagazins Fulda-Echo, dessen

erste Ausgabe am 1. Oktober 1940 veröffentlicht wurde und mit der 13. Ausgabe am 1. Dezember 1941 sein Erscheinen einstellte. Das in einem Antwerpener Antiquariat mit Unterstützung der Sparkasse Hersfeld-Rotenburg und dem RotenburgerVerein für Kultur und Tourismus  erworbene Lagermagazin der belgischen Offiziere in Rotenburg ist das einzige vollständig erhaltene Exemplar mit allen 13 Ausgaben.


Das Fulda-Echo erschien zweisprachig, in Französisch (der Sprache des wallonischen Teils der

Kriegsgefangenen) und Flämisch (der Sprache des flämischen Gefangenen). Angesichts der starken zahlenmäßigen Dominanz der wallonisch-belgischen Gefangenen in Rotenburg ist es nicht verwunderlich,

dass die Masse der Magazinbeiträge auf Französisch erschien. Eine inhaltliche Analyse wird vorbereitet.