Ernest Bodart (gest. in Rotenburg 17. Mai 1941)

 

Traueransprache von Oberst Maurice Melen auf dem Rotenburger Friedhof

(Adieu von Oberst i. G. Melen für Hauptmann Ernest Bodart (gest. in Rotenburg 17. Mai 1941)

 

"Zum zweiten Mal in diesen Tagen hat der Tod im Land unseres Exils einen der Unsrigen brutal aus unserer Freundschaft hinweggerafft, unseren guten Kameraden, den Hauptmann Ernest Bodart. Und eine geliebte Gattin in Trauer und schweres Leid geworfen. Von diesem neuen und schweren Schicksalsschlag finden wir uns tief betroffen, unsere Herzen sind zerbrochen. Mit gebeugten Knien harren wir aus in der Stille.

 Hauptmann Ernest Bodart war Infanterieoffizier im Ersten Weltkrieg 1914-1918, in dem er eine sehr leuchtende Haltung an den Tag legte. Um seine ruhige und heitere Tapferkeit zu charakterisieren, verweise ich auf die schlichte Tatsache, dass seine schwere Verwundung im Verlauf des großen Krieges seinem mutigen Einsatz mit der Waffe in der Hand geschuldet war. Unter seiner Verwundung hatte er noch in seiner Gefangenschaft zu leiden. Nach dem Sieg hatte er die Absicht, den aktiven Dienst zu beenden.

 Im Jahre 1919 gehörte er zu der militärischen Abteilung im Verkehrsministerium. Nach der Schaffung des Ressorts für Bahn, Telegrafie und Telefon wurde er zum 1. Sekretär des Ressorts ernannt, eine Funktion, die er noch im Verlauf der Kampagne von 1940 wahrnahm.

 Bei dem Kameraden Bodart hat man einen Offizier von hohem Rang und einen besonders angenehmen Zeitgenossen zu würdigen, ausgestattet mit einem hohen Verständnis von Pflichterfüllung, mit einer bis ins Äußerste getriebenen Gewissenhaftigkeit, einer herzlichen Freundlichkeit und mit ausgeprägtem Arbeitseifer, verbunden mit einem wachen Verstand. All das waren seine dominierenden Eigenschaften.

 Was gibt es, meine Herren, über einen Freund zu sagen, den uns der Tod weggenommen hat? Die stumme Konsternation, die ich diesen Morgen auf den Gesichtern gelesen habe, als die schmerzhafte Nachricht bekannt wurde, drückt mehr aus als die Worte, die wir über diesen grausamen Abschied machen.

 Hauptmann Ernest Bodart hatte tatsächlich die Zuneigung von allen erworben. Seine Rechtschaffenheit und seine große Fähigkeit, die Herzen zu erobern und dadurch natürliche Freundschaft zu schaffen und tiefe Freundschaft zu vermitteln, die sich aus seinem angenehmen und heiteren Charakter entwickelte, seine großartige Freigiebigkeit, seine wunderbare Gesinnung und auch sein totales Aufgeben seiner selbst für die anderen."

(Übersetzung aus dem Französischen: H. Nuhn)

  

Die Fotos (oben) zeigen die Bestattungen der belgischen Hauptleute

  • George Buisseret (verst. 14.05.1941) und
  • Ernest Bodart (verst. 17.05.1941).

 Die Trauerfeiern auf dem Rotenburger Friedhof wurden von dem belgischen Geistlichen und Mitgefangenen Dr. Joseph Kempeneers geleitet, der an seinem priesterlichenGewand zu erkennen ist.

 

Die Traueransprache von Oberst Maurice Melen für Hauptmann Ernest Bodart wurde im Fulda-Echo Nr. 11, dem belgische Lagermagazin, abgedruckt. 

Das Foto unter dem Text (und weiter unten in Großformat) mit der Traueransprache für Hauptmann Bodart zeigt  zeigt Oberst Maurice Melen nach dem Krieg.

 

Die seit Ende Juni 1940 in Rotenburg gefangen gehaltenen belgischen Offiziere wurden im August 1942 nach Fischbeck bei Hamburg gebracht.